Am Bauhaus Dessau und den zahlreichen Bauhausbauten der Stadt Dessau erlebt man direkt und hautnah die Anfänge der modernen Architektur. In den Jahren 1925/26 entstand in Dessau das Bauhaus, die Hochschule für Gestaltung. Das Hauptgebäude der Hochschule wurde von Walter Gropius, dem damaligen Direktor, konzipiert und gilt heute als Vorreiter der modernen Architektur.
Auch die anderen Bauhausgebäude der Stadt werden als zukunftsweisend für die Architektur des 20. Jahrhunderts angesehen. Nicht zuletzt deswegen wurden die Bauhausbauten in Dessau und Weimar 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Das Bauhaus wurde bereits 1919, in Weimar gegründeten. Ihr Leiter war von 1919 bis 1928 der Architekt Walter Gropius.
Nach dem die Umstände zunehmend von den rechten politischen Kräften dominiert wurde, musste das Bauhaus 1925 auf politischen Druck hin schließen. Der Bürgermeister von Dessau, Fritz Hesse, ermöglichte Gropius die Verlagerung der Schule nach Dessau, wo das Bauhaus in den Jahren 1925 bis 1926 nach Entwürfen von Gropius neu errichtet und 1926 als Staatliche Hochschule von Anhalt anerkannt wurde.
Am 21. März 1926 war das Richtfest und am 4. Dezember 1926 die Einweihung. Meister und Bauhaus-Werkstätten hatten große Teile der Einrichtung selbst geplant und durchgeführt. Mit der Gründung 1926 wurde erstmals auch eine Architekturabteilung aufgebaut.
Jede der dreizehn Werkstätten leistete ihren speziellen Beitrag, als Kunst und Handwerk zugleich wirkten u. a. Metallwerkstatt, Tischlerei, Glasmalerei, Weberei, Wandmalerei, Harmonisierungslehre. Vereint von der von Walter Gropius, Hannes Meyer und später Mies van der Rohe geleiteten Architekturwerkstatt.
MEISTERHÄUSER
In der Nähe des Bauhauses baute Walter Gropius die Meisterhäuser als Unterkunft für die Meister des Bauhauses. Es waren gleichzeitig Musterhäuser für modernes Wohnen. Bauherr war die Stadt Dessau, die Bauhausmeister wohnten zur Miete.
Von Ost nach West waren es das Einzelhaus Gropius sowie jeweils die Doppelhäuser Moholy-Nagy/Feininger, Muche/Schlemmer und Kandinsky/Klee. Die drei Doppelhäuser wiesen identische Grundrisse auf, wobei die eine Hälfte jeweils fast das um 90 Grad gedrehte Spiegelbild der anderen war.
Kennzeichnend für die Architektur der Häuser sind die kubische Form mit Flachdach, große, einfarbige Flächen und große Fenster, die eine Verbindung von Innen und Außen herstellen. Die großen Atelier-Fenster der Häuser spiegeln den Baumbestand vor den Häusern wider.
Die Meisterhäuser von Gropius und Moholy-Nagy wurden durch ein Bombardement im Jahr 1945 vernichtet. Inzwischen sind die im Krieg zerstörten Meisterhäuser Gropius und Moholy-Nagy, auf Anregung des britischen Architekten David Chipperfield hin, unter Leitung des Berliner Büros Bruno-Fioretti-Marquez als abstrakte Neuinterpretationen der ursprünglichen Architektur wieder aufgebaut worden.
Eine in der Nachbarschaft zur Meisterhaussiedlung nach Plänen von Ludwig Mies van der Rohe erbaute Trinkhalle wurde in den 1970er Jahren abgebrochen. 2013 wurde die Trinkhalle im Rahmen der städtebaulichen Reparatur der Meisterhaussiedlung wiedererrichtet.
Das Kornhaus, ein ehemaliger Getreidespeicher gab der Ausflugsgaststätte, die 1929/30 am Elbufer entstand, ihren Namen. Der Entwurf von Carl Fieger, der im Atelier von Walter Gropius als Entwurfszeichner arbeitete, erhielt als Architekt den Auftrag für den Bau.